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Meine Vision: Eine Welt, in der alle Frauen selbstbewusst nach ihren eigenen Regeln leben – ganz besonders mit 50plus

Meine Vision: Beitragsbild

Denn wenn wir damit aufhören, uns Gedanken darüber zu machen, was andere von uns denken (könnten), haben wir den Kopf frei für unsere eigenen Regeln. Die wir aufstellen können, weil wir uns verändert haben. Das ist meine Vision: Frauen, die von der To-Do- zur „Will-ich-machen-„Liste wechseln. Vom Folgen zum Führen. Von der Fremdbestimmung in die Freiheit. Von „Es ist okay.“ zu „Wow!“ Zum für uns Guten eben.

Wir bewirken Veränderungen, die gut für uns sind. Nur wenn wir gut für uns sind, sind wir es für andere. Ja, auch für die ganze Welt!

Diese Welt braucht ganz dringend Menschen, die auf sich und ihre eigenen Regeln für ein glückliches Leben schauen statt solche, deren einziges Motiv es zu sein scheint, immer noch mehr Einfluss auf andere zu gewinnen.

Wir sind Role Models

Du fragst Dich, was Dein „kleines Leben“ mit der großen, weiten Welt zu tun hat? Alles! Wenn wir unsere eigenen Werte leben, ist das ein Zeichen der Selbstliebe und Selbstwertschätzung. Eine Frau, die sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Eine Frau, die sich fremden (zumeist männlich dominierten) Ideen darüber, was richtig oder falsch ist, unterwirft, wird genau das auch weitergeben: An ihre Töchter, ihre Freundinnen, Schwestern, Nachbarinnen…

Dazu eine kleine Geschichte: Kürzlich sprach mich eine Nachbarin an. Das Frollein Frieda (für Erst-Leserinnen: meine leicht neurotische Herdenschutzhündin) würde unglaublich viele Haare im Hausflur verlieren. Und ihr Mann sei schon so genervt, dass sie Mühe hätte, ihn daran zu hindern, mich anzubrüllen. Natürlich habe ich bei nächster Gelegenheit ihren Mann darauf angesprochen. Er wusste von nichts.

Mädels! Wir schreiben das Jahr 2023, Alice Schwarzer hat ihr Emanzipations-Manifest „Der kleine Unterschied und seine großen Folgen“ 1977 veröffentlicht. Wir dürfen heiraten, wen wir wollen, unseren eigenen Namen behalten oder sogar darauf bestehen, dass Er unseren annimmt. Wir verdienen unser eigenes Geld und hatten 16 Jahre lang eine Bundeskanzlerin. Müssen wir uns da tatsächlich hinter unserem ahnungs- und arglosen Mann verstecken, wenn wir eine Kritik anbringen wollen?

Warum heißt es wohl immer noch: „Das tut man nicht.“ Weil dieses kleine Wörtchen „man“ noch immer Jahrhunderte männlich definierter Verhaltensregeln symbolisiert.

Denn frau darf inzwischen tun, was immer sie will. So habe ich mich kürzlich dabei ertappt, in einem Vorstellungsgespräch breitbeinig vor meinem Gesprächspartner zu sitzen, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Er hat es mir recht bald gleichgetan. Dabei hatte er garantiert auch gelernt, dass „man“ einer Frau gegenüber nicht breitbeinig dazusitzen hat.

Sigrun Gudjonsdottir, die als ihre Mission „Equal Payment“ nennt und sich Millionen von siebenstellig verdienenden Frauen wünscht, stellt seit vielen Jahren unter Beweis, dass Frauen genauso erfolgreich sein können wie Männer. Und auch, wenn mein Weg ein ganz anderer ist, finde ich sie als Role Model für alle Frauen, die (noch) nicht an sich glauben, wichtig.

Noch eine Geschichte: Da ich Weihnachten mit der jährlich mit Rollkoffern und hochpreisigen Geschenken anrückenden Verwandtschaft meines Liebsten so anstrengend fand, habe ich eine neue Tradition definiert. Sabine allein im Weihnachtsurlaub. Das hat natürlich für Irritation und unterschwellige Kritik gesorgt. Aber mir ging es gut. Und mein Liebster das völlig okay. Denn so musste er sich keine Gedanken darum machen, wie er den Spagat zwischen gestresster Ehefrau und feierfreudiger Ursprungsfamilie hinbekommen konnte.

Die Resonanz mancher Frau in meinem Umfeld: „Ach, ich würde auch so gern mal ganz entspannte Weihnachtstage verbringen!“ Wenn ich „Dann mach das doch.“ antwortete, folgte in der Regel nur ein resignierter Seufzer.

Was lernen die Töchter? Dass die Wünsche und das Wohlbefinden aller anderen wichtiger ist als unser eigenes. Wollen wir das?

Holztuer Portrait
Eines von vielen Bildern, die mir die wunderbare Fotografin Sabine Prilop geschenkt hat. Ihr Motiv ist es, schöne Augenblicke festzuhalten. Meines beim Fotoshooting: Spaß haben. 🙂

Meine Vision von wundervollem, selbstbewusstem und unabhängigem Älterwerden

Wollen wir wirklich mit 50, 60 oder 70plus noch tun, was „man“ von uns erwartet? Oder, schlimmer noch: Was wir glauben, dass es von uns erwartet wird?

Wollen wir die nette Omi sein und auf die Enkelchen aufpassen, weil „man“ das so macht? Obwohl wir uns viel lieber bei „Rock gegen Rheuma“ austoben würden? Einen Marathon rennen? Allein in Urlaub fahren? Diesen Trommel-Workshop mitmachen?

Wollen wir uns „altersgemäß“ verhalten und kleiden, weil wir ein paar Falten im Gesicht haben und unsere Tattoos langsam schrumplig werden? Oder wollen wir diesen grenzgeilen Fummel anziehen, weil wir uns darin so gern mögen? Uns spontan für High Heels und Kostümchen oder Actionsandalen, ärmelloses Shirt und Cargohosen entscheiden?

Ich jedenfalls habe mich entschieden, der unendlichen Dame am Ende sagen zu können, dass ich erstens meine Vision so weit wie möglich umgesetzt und alles gemacht habe, was ich für wichtig hielt – so, wie ich es für richtig hielt. Und dass ich jetzt guten Gewissens gehen kann. Wohin auch immer.

Auch das ist meine Vision: Harriette Thompsons Rekord als älteste Marathon-Finisherin schlagen. Hier ein Bild ihres Laufes.
Das ist Harriette Thompson, die sowohl den Rekord der ältesten Marathon- (2015, 92 Jahre alt) als auch Halbmarathonfinisherin (2017, mit 94 Jahren) hält.

Du bist eine ganz besondere Schneeflocke!

Die bereits mehrfach erwähnte Sigrun Gudjonsdottir sagt häufig in ihren Veranstaltungen: „You are not a special snowflake.“ Damit meinte sie, dass eine Business-Strategie, die für Person A funktioniert hat, auch bei B klappen würde. Möglicherweise ist das so, wenn A und B identische Werte, Ziele und Gedanken haben.

Mir widerstrebt diese Annahme zutiefst. Denn es gibt keine zwei identischen Schneeflocken – nicht in der Natur und nicht im übertragenen Sinne. Jede von uns hat ganz besondere Geschenke mitbekommen, reagiert individuell auf das Leben und dessen Herausforderungen und träumt ihre ganz eigenen Träume.

Wenn wir alle nach den gleichen Regeln funktionieren müssen, werden manche sehr erfolgreich sein und andere verkümmern. Der aktuelle Zustand unserer Gesellschaft im Besonderen und der Welt im Allgemeinen zeigt das sehr deutlich. Allein die Tatsache, dass nur eine Art von Arbeit (die Lohnarbeit) als wertvoll angesehen wird, verhindert schon viele mutige Gedankenflüge. Die dem Gemeinwohl vielleicht dienlicher wären als „Höher, schneller, weiter, mehr“.

Wenn Du Dir aber Deiner eigenen Besonderheit bewusst bist und sie Dir zugestehst, wirst Du sehr wahrscheinlich Deinem Gegenüber die gleiche Toleranz und Wertschätzung entgegenbringen. Wenn Du nach Deinen ganz eigenen Regeln lebst, wirst Du auch die Deiner Mitmenschen akzeptieren können. Wenn Du für Deine Werte einstehst, wirst Du nachvollziehen können, wenn eine andere das für ebenfalls tut.

Wenn Du mich jetzt für idealistisch und naiv hältst, kann ich damit leben. Und glaube weiter fest daran, dass wir die Welt zu einem guten Ort für alle machen könnten, wenn wir uns darin übten, zunächst einmal für uns selbst ein guter Ort zu sein.

Die Post aus DANKElshausen könnte beim Üben äußerst hilfreich sein. 😉

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5 Gedanken zu „Meine Vision: Eine Welt, in der alle Frauen selbstbewusst nach ihren eigenen Regeln leben – ganz besonders mit 50plus“

  1. Yes yes yes!!! Liebe Sabine, mal wieder sprichst du mir aus dem Herzen. Ich kann nur ich selbst sein, ich bin nicht du, vielleicht ähnlich wie Elsetrude von gegenüber, aber nie gleich.

    Und wenn ich meiner Tochter das schon so versucht habe zu vermitteln (leider erst seit wenigen Jahren), dass es ihr egal sein kann, was andere (vor allem aus seiner Verwandtschaft) sagen und was „man“ machen sollte, scheint es an einigen Stellen bereits angekommen zu sein. Und sie darf sich als Mutter auch ihre Zeiten nehmen und den Papa mit der Kleinen samstags allein zu den anderen Großeltern schicken, während sie zuhause bleibt (auch um aufzuräumen, aber vor allem um sich zu kümmern).
    Und ich sage auch „nein“ zum babysitten, obwohl die Maus zuckersüß ist.
    Ich höre mich ganz oft sagen „dann mach doch“ zur Nachbarin, zur Physio oder auch zu meiner Mutter tatsächlich. Ja doch, zu mir natürlich auch (trotzdem fällt es leichter, das zu anderen zu sagen 🤣)
    Und weil „man das nicht macht“, mach ich es gerade eben drum – mit Begeisterung, weil es mir gefällt und mich glücklich macht.
    So nämlich und gut jetzt 🤩🥰

    Liebe Grüße
    Dani

    1. Yess! Oh, das klingt wunderbar, Du Role Model, Du! 😉

      Ernsthaft: Es ist so schön, dass eine Frau meiner Altersgruppe vorangeht. Und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass „Mach doch!“ zu anderen zu sagen auch mich selbst immer mehr in Zugzwang bringt. Gut so. Nämlich!

      Herzlichst, Sabine

      1. Lustigerweise hat mich seit gestern mein Körper mal wieder dran erinnert, dass ich mal wieder zu wenig auf meine eigenen Regeln gehört habe (von wegen „mach was DIR Spaß macht und nicht was du denkst, was andere von dir erwarten würden).
        Ich bin dann mal außer Gefecht gesetzt und lerne gerade mal wieder, dass zuerst ich mir zuhören darf 😂
        Und auch mal selbst auf mein Herz hören darf und dazu meine zu hohen Ansprüche noch weiter runterschrauben muss (ja muss).
        Liebe Grüße

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