Aufgusszeit – Ruhezeit? Pah! Ganz im Gegenteil: Zu den Aufgusszeiten stapeln die meisten Saunabesucherinnen sich geradezu. Alle wollen in den Genuss der exklusiven Handtuchwedelei zu kommen. Genau deshalb nehme ich gern die Gegenrichtung und genieße wirkliche Ruhe in einer ganz normalen Sauna.
Auch beim Bloggen bin ich eher antizyklisch unterwegs. Deshalb wird es bei mir vorerst nichts geben, was mit einer so genannten „Künstlichen Intelligenz“ erzeugt wurde. Nicht, weil ich fortschrittsfeindlich bin, sondern weil das gefühlt gerade alle machen.
Dem Trend zum Business-Rückblick habe ich mich bisher ebenfalls nicht angeschlossen und präsentiere Dir stattdessen mit der Rückschau auf den Juni 2023 einen weiteren sehr persönlichen Rückblick.
An dieser Stelle ist ein Dankeschön an Judith Peters und ihre Content Society sehr gut platziert. Denn ohne ihre Inspiration würdest Du jetzt nicht meinen 26. (!!!) Monatsrückblick lesen.
Eine Sache kann ich Dir jetzt schon verraten: Der im Mai angekündigte Verzicht auf Social-Media hat geklappt! Mehr als das – darüber hinaus habe ich mich in „genereller Abstinenz“ (von Süßkram, Serienkonsum und Daddeln am Handy) geübt.
Die anstehende Entscheidung ist ebenfalls getroffen: Ab dem 1. August wird knapp die Hälfte meiner wöchentlichen Arbeitszeit der rechtlichen Betreuung gewidmet sein. Ich begebe mich wieder in den scheinbar sicheren Hafen eines Angestelltenverhältnisses. Das fühlt sich gleichzeitig beruhigend und befreiend an. Wenn mir jemand vor 15 Jahren erzählt hätte, dass ich auf meine alten Tage ein Sicherheitsbedürfnis entwickeln würde, wäre ich wahrscheinlich in brüllendes Gelächter ausgebrochen…
Aber ich erzähle lieber der Reihe nach. Hier ist
Die erste Hälfte meines Juni 2023
Seit einigen Jahren gibt es „Daylio“ auf meinem Smartphone. Das ist eine Art „Tagebuch-App“ und Du kannst entweder nur mit Smileys arbeiten oder auch Deine Aktivitäten und Notizen zum Tag eintragen.
Vom 1. – 10. Juni konnte ich mich über einen „Super-Tag“ freuen, zwei habe ich mit „Gut“ bewertet und den Rest mit „Weiß nicht“. Ein für die gesamte Zeit gültiger Eintrag lautet: „Meine Tage fangen oft gut an und enden völlig uninspiriert.“ Durch die erste Hitzewelle des Jahres, die Dankelshausen am 8. Juni 2023 erreicht hat, wurde dieser Zustand nicht besser.
Frieda und ich haben unsere Aktivitäten auf die frühen Morgen- und späteren Abendstunden verlegt. Und ans Wasser, wie Du auf einem der Fotos sehen kannst.
Der Unfall
Nach einigen weiteren „Weiß-Nicht-Tagen“ folgte am 15. Juni DER MORGENLAUF. Frieda und ich waren auf dem letzten Kilometer am Ortseingang von Dankelshausen angekommen. Beim Überqueren der Straße muss sie irgendetwas Jagbares entdeckt haben, was meiner Aufmerksamkeit entgangen war. 33 Kilo engagierter und mit Bauchgurt am Frauchen angeleinter Hund rasten los. Weil das so unverhofft geschah, konnte ich dieser Beschleunigung nicht genug entgegensetzen.
Was genau passiert ist, erinnere ich nicht mehr. Irgendwie flog ich quer über die Straße, den Bordstein und auf eine Mauer. Das tat ziemlich weh. Aber der Adrenalinausstoß und eine unglaubliche Wut auf dieses schwarzweiße Ungeheuer ließen mich schnell wieder auf die Füße kommen. Mein inneres Kampfschwein brüllte: „Du wirst dich doch wohl nicht vom Weiterlaufen abhalten lassen!“ Also rannte ich erst nach Hause, um Frieda im Garten zu parken und dann noch 5 Kilometer mehr. Während des Laufens dachte ich ernsthaft darüber nach, mein veganes Dasein zu beenden und ein Hundegulasch zuzubereiten.
Wieder zuhause und vor einem Spiegel entdeckte ich die Folgen (die das Weiterlaufen wahrscheinlich noch befördert hat): Mein linkes Auge zierte ein Veilchen, am linken Mundwinkel wuchs ebenfalls ein blauer Fleck, beide Hände waren völlig zerschrammt und voller Blut, außerdem entdeckte ich jeweils eine kapitale Prellung an der linken Wade und dem rechten Ellbogen. Inzwischen hatte ich auch Kopfschmerzen.
Trotzdem war ich ziemlich dankbar. Einmal, weil während meines Fluges über die Straße kein Auto oder Bus des Weges gekommen war und zweitens, weil meine gute, stabile und jetzt kaputte Sportsonnenbrille verhindert hatte, dass meinem Auge Schlimmeres passiert ist als „nur“ ein Veilchen.
Als ich fertig geduscht hatte, war die Nachbarschaft bereits über meinen Sturz informiert und versorgte mich mit Besserungswünschen und guten Ratschlägen. Den am meisten genannten, nämlich zur Ärztin zu gehen, ignorierte ich und besorgte mir stattdessen Arnikakügelchen und Kopfschmerztabletten.
Interessant fand ich, dass Fremde zwar sehr interessiert mein blaues Auge ansahen, aber nicht fragten, was passiert war. Dabei hätte ich so gern meine rechte verschrammte Faust gezeigt und gesagt: „Dem Gegner geht es viel schlechter!“
Um der Frage vorzubeugen: Es gibt keine Selfies von der verbeulten Sabine. Das habe ich irgendwie vergessen.
Die Bilder
Stattdessen ein paar Fotos der ersten Juniwoche – mit einer viel zu unschuldig guckenden Frieda und „meinem“ Baum (unten rechts) in schönster Frühsommerpracht.
Die zweite Junihälfte und der Versuch, bei mir anzukommen
Auch wenn die Beschreibung meines Sturzes im Nachhinein dramatischer klingt als es sich für mich angefühlt hat – es war trotzdem der Höhepunkt einer Entwicklung von „Egal, da muss ich jetzt durch!“ über „Ich schaffe das schon irgendwie.“ und „Ich weiß nicht.“ zu „Es. Geht. Mir. Echt. Beschissen!“
Das hatte verschiedene Gründe, von denen einige sehr privat sind und andere schon in meinen letzten Monatsrückblicken von mir beschrieben wurden. Meine Kickstart-Erfahrungen gehören dazu. Denn ich habe unglaublich viel Energie in eine Sache gesteckt, um dann festzustellen, dass es überhaupt nicht meine Sache ist. Ent-Täuschung ist zwar hilfreich, aber erst einmal schmerzhaft.
Das Nachdenken über (m)einen Purpose hat zu weiteren existenziellen Fragen geführt. „Was ist das Allerwichtigste in meinem Leben?“ und „Was will ich wirklich?“ sind nur zwei davon.
Am 17. Juni ging es gen Norden – mit meinem halben Hausstand im Gepäck, Frieda gesichert, weil eingekeilt zwischen diversen Koffern und Taschen auf dem Rücksitz und einem inzwischen lila-grünlichen Veilchen.
Das Wunder: Kein Stau, nur zweimal etwas zäheres Vorankommen.
Das Wetter: Immer noch viel zu heiß. Aber das würde hoffentlich nicht so bleiben.
Die Wohlfühlskala: Bei der Fahrerin irgendwo mittig, gemischt mit etwas Vorfreude, beim mitfahrenden Hund eher am unteren Ende. Frieda ist definitiv kein Reisehund.
Angekommen am Meer und überspült von einer neuen Trauerwelle
Der erste Besuch am Meer zerreißt mich bzw. meine bisherige Vorstellung von einem milder gewordenen Gefühl der Trauer. Ich renne weinend am Wasser entlang und sehne mich nach meinem Liebsten. Und ja, ich schimpfe auch mit ihm. Weil er einfach so abgehauen ist und mir die Wurzeln entzogen hat. Weil er mir kein Schollenfilet mit Nye Kartofler macht und auch nicht den traditionellen „Erster-Urlaubstag-Hotdog“ mit mir isst. Weil er nicht mit mir durch den Dagli Brugsen streicht. Weil er eben nicht da ist. Frieda trottet geduldig neben mir her und schaut mir beim Weinen und Wüten zu.
Dieses Gefühl bleibt mir erhalten. Und das ist okay. Denn ganz egal, was all die Trauerratgeber über den Trauerprozess sagen – er dauert so lange, wie er dauert und er ist so intensiv, wie er ist. Punkt. Falls Du auch gerade in solch einem Prozess steckst (egal, ob Du um einen Menschen, ein Tier oder einen anderen Verlust trauerst): Lass Dir von niemandem einreden, dass Du irgendwann damit „fertig“ sein musst. Dass es doch gar keinen „richtigen“ Anlass zum Trauern gibt oder Dir der Verlust „eigentlich“ nicht so nahe gehen dürfte. DU bist die Einzige, die bestimmt, wie lange ein Gefühl bei Dir bleiben und wie intensiv es sein darf. Und das gilt nicht nur für das Gefühl der Trauer.
Auch Schreibteufelinnen brauchen manchmal eine Auszeit
Aber trotzdem kann ich nicht nichts schreiben – ich kann ja auch nicht nicht denken. 😉 Aber es war nicht ganz soviel wie Du es von mir gewohnt sein magst.
Meine neue Rubrik „Kurz & Gut“ erfreut sich wachsender Beliebtheit und ich freue mich wie doof über die vielen Kommentare direkt hier im Blog, aber auch bei Social Media, wo ich die meisten Artikel auch veröffentliche. 17 sind es im Juni geworden, bevor ich mich in die Sommerpause verabschiedet habe.
Ansonsten gab es im Juni nur „12 von 12“. Aufgrund meiner allgemeinen Motivationslosigkeit und weil es draußen zum Fotografieren zu heiß war, habe ich ein paar Fotos vom Schnee gepostet. Nach den Kommentaren zu urteilen hat es die eine oder andere gefreut. 😉
Auch die Post aus DANKElshausen hat gestreikt und nur einen einzigen Brief ausgeliefert – in dem ich erklärt habe, warum ich nicht schreiben mochte. Was soll ich sagen? Ich habe die besten und verständnisvollsten Abonnentinnen der Welt! Die Resonanz war so verständnisvoll und freundlich, dass ich beim Lesen der Mails immer mal wieder zum Nickituch greifen musste. Falls eine von Euch hier mitliest: DANKE!!!
Stattdessen habe ich außer das Nichtstun zu üben, …
- einen Shop eingerichtet, in dem Du schon ein Buch und eine Traumreise kaufen kannst.
- die Langversion von „Jetzt isses aber gut!“ angefangen zu planen und zu konzipieren. Stay tuned – wenn alles klappt, wird das E-Book spätestens im September erscheinen. Vielleicht auch schon früher. Die Kurzversion gab es eine Zeitlang als kostenlosen Download. Wenn Du mir an kontakt@sabinescholze.net schreibst, schicke ich Dir gern den Link.
Wer nicht viel schreibt, kann viel lesen
Als echte Scannerpersönlichkeit lese ich sehr gern mehrere Bücher parallel, als E-Book oder in gebundener Form. Im Juni waren es diese:
- „Die Kinder von Nebra“ von Ulf Schiewe. Ein historischer Roman, in dem es um die Himmelsscheibe von Nebra und das Leben zur Zeit ihres Entstehens geht. Auch wenn das Buch keinen Anspruch auf historische Korrektheit erlebt, war es ein sehr spannender und berührender Ausflug in die Zeit von vor 4000 Jahren.
- „9 Tage Unendlichkeit“ von Anke Evertz. Nach einem schweren Unfall und in ein künstliches Koma versetzt hat die Autorin eine Nahtoderfahrung. Was genau sie während dieser Zeit erlebt und wie das ihr späteres Leben beeinflusst hat beschreibt sie in diesem Buch.
- „Der Anwalt“ von John Grisham. Obwohl ich gar kein Grisham-Fan bin, konnte ich dem „E-Book-Deal der Woche“ nicht widerstehen, habe ich das Buch innerhalb von zwei Tagen durchgelesen und fand es sehr unterhaltsam und kurzweilig.
- „Wir sind die Töchter der Hexen, die Ihr nicht verbrennen konntet“ von Jasmin Gonzalez. Boah, ey! Was für eine Schreibe! Was für ein Buch! Was für eine Power! Wenn Du auch nur ein ganz klitzekleines Gefühl hast, dass in Deinem Frauenleben noch nicht alles rund läuft, solltest Du dieses Buch lesen. Aber sonst auch. Für mich ist das Weckruf, Ermutigung und Motivation gleichzeitig. Gänsehaut macht es außerdem.
- „Wir Töchter von Sparta“ von Claire Heywood. Die Autorin erzählt die Geschichte von Helena und Klytämnestra aus der Sicht dieser beider Frauen. Es hat mich ein bisschen an „Die Feuer von Troja“ von Marion Zimmer-Bradley erinnert und nicht nur deshalb habe ich es an zwei Regentagen verschmökert. Leseempfehlung, wenn Du historische Romane magst.
- „Wie schön könnte das Leben sein, wenn…“ von Robert Betz. Puh. Das wird eine längere Aufgabe. Denn in der ihm eigenen Freigebigkeit verlinkt Betz in seinem Buch auf eine Menge von Online-Seminaren und Meditationen. Die ich bisher auch alle „ordentlich“ zusätzlich besucht habe. Das Lesen dieses Buches ist nichts für nebenbei, finde ich. Deshalb lasse ich mir auch genau die Zeit, die ich dafür brauche. Wenn Du gerade das Gefühl hast, an Deiner Schöpferinnenpersönlichkeit arbeiten zu wollen, kann ich Dir das Buch empfehlen. Die Voraussetzung: Frau muss Robert Betz und seine sehr spezielle Art (wie ich finde) mögen.
- „Nebenbei“ beschäftige ich mich noch mit dem neuen Betreuungsrecht. Aber dafür gibt es keine Leseempfehlung – erstens ist es grottenlangweilig und zweitens willst Du wahrscheinlich nicht als Berufsbetreuerin tätig werden.
Endlich wieder laufen!
Nach der unfallbedingten Zwangspause bin ich am 26. Juni das erste Mal wieder gelaufen. Hach…
Zweimal durfte auch das Frollein Frieda mit – aber erst, nachdem es mir glaubhaft versichert hatte, keinen Katzen, Hasen, Füchsen, … hinterherzurennen, solange ich an ihr dranhänge.
Und im Juli?
… komme ich erst einmal wieder nach Hause. Und stürze mich gleich in der darauffolgenden Woche in das Abenteuer „Berufsbetreuung“. Zwar kenne ich inzwischen die wichtigsten (neuen) Gesetzestexte und habe schon drei der vier von mir benötigten Zertifikate erworben, aber die Praxis sieht wahrscheinlich ganz anders aus. Trotzdem freue ich mich schon darauf, wieder Face-to-Face mit Menschen arbeiten und fremde Landkarten erforschen zu dürfen.
Außerdem darfst Du Daumen drücken. Noch kann ich Dir nicht verraten, warum. Ich bin nämlich ein bisschen abergläubisch. Nur soviel: Es hat mit „Zuhause sein“ zu tun.
Am 25. Juli jährt sich der Todestag meines Liebsten schon zum zweiten Mal. Während die Zeit seitdem gerannt ist, haben sich meine Gefühle häuslich eingerichtet und wollen nirgendwo anders hin. Aber auch das ist okay. Und weil ich mir diesen 2. Todestag nicht mit To-Do-Listen zuzuballern gedenke, werde ich ihn so begehen können, wie es sich gut und richtig anfühlt.
Off Topic: Ein neuer Berufswunsch
Falls sich das mit der Berufsbetreuung als für mich ungeeignet herausstellen sollte, habe ich den folgenden Plan: Nach Dänemark auswandern und mich in einem der vielen Feriengebiete als Aufsitzrasenmäherfahrerin verdingen. Das hat in meinen Augen nur Vorteile:
- Hätte ich eine „Löffel-Liste, dann stünde „einmal mit einem Aufsitzrasenmäher ein paar Fußballfelder mähen“ darauf. Echt!
- Die Arbeit geht nie aus. Wenn ich hinten fertig bin, kann ich direkt vorn wieder anfangen.
- Im Gegensatz zum Mähen vor der eigenen Haustür muss ich den Grasschnitt nicht mühsam zusammenharken und wegschleppen, sondern kann ihn einfach liegenlassen.
- Ein benzingetriebener Aufsitzrasenmäher macht Krach, sprotzt und stinkt und macht allein deshalb mehr Spaß als einer dieser langweiliger Elektro- oder Akku-Rasenmäher.
- Ich kann kommen und mähen, wann und wie ich will – sogar auf ganz fremden Grundstücken. Und auch da darf ich meinen Kram einfach liegenlassen.
- Frieda könnte an der Schleppleine mitlaufen und wäre die ganze Zeit draußen.
Was willst Du? Hast Du eine Löffel-Liste? Was steht da auf Platz 1? Schreib mir gern einen Kommentar.
Aber auch, wenn Du „nur“ gelesen hast, freue ich mich sehr, dass Du meinen Gedanken bis hierher gefolgt bist. Vi laeser hinanden i august!
Liebe Sabine,
was für ein schöner Rückblick – die Tagebuch-App will ich auch mal ausprobieren. Danke für diesen Tipp. Und natürlich drücke ich dir ganz feste die Daumen – für was auch immer mit Zuhause zusammenhängt.
Und einen guten Einstieg in das neue Abenteuer „Berufsbetreuung“. Hört sich spannend an. Gibt bestimmt Stoff für ein neues Buch 🙂
Alles Liebe, Korina
Liebe Korina,
danke für Deinen Kommentar und das Daumendrücken! Was den Stoff für ein neues Buch betrifft: Das ist definitiv nicht das Problem. Ich muss „nur“ endlich wieder anfangen zu schreiben…
Herzliche Grüße, Sabine
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