Wahrscheinlich wäre es eine fürchterliche Quälerei geworden, wenn ich nicht auch für den Liebsten gerannt wäre. Denn gestern hat es geregnet wie aus Kübeln – ein wunderbares Wetter, um gemütlich drinnen zu bleiben.
Allerdings stand auf meinem Plan noch der 20. und damit letzte Lauf des virtuellen Südniedersachsencups. Die anderen 19 Läufe hatte ich alle absolviert und hoffte auf einen Platz unter den ersten drei meiner Altersgruppe. Für den Fall, dass ich dieses Ziel verfehlen würde wollte ich wenigstens einen Bienchenstempel für Fleiß erhalten. 😉
Trotz der deutlich sichtbaren Zielgeraden hatte ich gestern so überhaupt keine Lust. Habe deshalb ein ernstes Gespräch mit meinem inneren Schweinehund geführt und ihm gesagt, dass vier und zwölf Kilometer zur Auswahl stünden und wir vier Kilometer ja wohl schaffen würden. Aufgeben sei also in diesem Fall keine Option.
Um ihm den Start etwas zu erleichtern, wartete ich die im Wetterbericht angekündigte Regenpause ab, klickte unsere Lieblings-Renn-Playlist und lief los. Geplant waren vier Kilometer. Danach würden wir sehen…
Er läuft nicht – er wirft Bananen
Während des Laufens erinnerte ich mich daran, dass mein Liebster als überzeugter Nichtsportler und bekennender Wettkampfhasser bei allen meinen Läufen dabei war, wenn er es irgendwie einrichten konnte. Das hatte er mir ganz am Anfang unserer Beziehung versprochen. Er wolle mich mit „Bananenwerfen und Zielfoto schießen“ unterstützen. Nachdem ich 2015 beim Halbmarathon in Kassel mit 15 Minuten Verspätung gestartet war, weil ich die neue Startzeit verpennt hatte, übernahm er auch die Organisation. 😉
Während der längeren Läufe saß er mit einem Buch und meistens auch einem Hund irgendwo in Zielnähe, bei den kürzeren stand er überraschend immer wieder an der Strecke und fotografierte. Hielt getreulich nahezu jede meiner Gefühlsregungen fest.
Gelobt hat er mich nie, angefeuert auch nicht. In seinen Augen war es ja völliger Blödsinn, was ich da tat. Und irgendwelche Bestzeiten völlig nebensächlich.
Für ihn war wichtig, dass es mir gut ging. Das war mir Liebeserklärung und Lob genug; über gute Zeiten und schöne Erlebnisse während der Läufe konnte ich mich auch allein freuen.
Laufen für den Liebsten
Nachdem ich eine Weile in diesen Erinnerungen geschwelgt bin und ein paar Kilometer lang geweint habe, beschloss ich, diesen Lauf meinem Mann zu widmen. Und was soll ich sagen? Er war die ganze Zeit bei mir. Hat an den wenigen Steigungen geschoben. Gekichert und das Gesicht verzogen, als ich laut mitgesungen habe. Und zu allem Überfluss riss dann auch noch der Himmel auf und ließ ein paar blaue Flecken sehen.
Obwohl ich immer mal wieder vor Tränen nicht allzu viel sehen konnte, habe ich eine persönliche Bestzeit auf 12 Kilometer geschafft, bin in meiner Altersklasse Erste und in der Gesamtwertung immerhin auf Platz Zwei. Und bin außerdem die schnellsten fünf und zehn Kilometer seit dem Kauf meiner Laufuhr gerannt.
*tränchen wegwisch* Ich gratuliere!
Zum Lauf. Zu den Bestzeiten. Zum An-Board-holen des inneren Schweinehundes. Und zu all den liebevollen Erinnerungen <3
Einer meiner Glaubenssätze lautet, dass ich nich malen kann. 😉 Deshalb musst Du Dir bitte an dieser Stelle eine stilisierte Sabine mit weit ausgebreiteten Armen vorstellen, die einen Luftkuss nach Wien schickt.
Und liebe Grüße
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