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2 Formen des Reframing oder „Bei uns marschiert garantiert niemand ein!“

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Gestern habe ich den satirischen Jahresrückblick von Dieter Nuhr gesehen. Gegen Ende erklärte er, dass die von uns gewählten Regierungen der letzten Jahre alles richtig gemacht hätten: Unsere Wirtschaft vor die Wand gefahren, die Energiepolitik ebenso, Gesundheits- und Bildungssystem ausgeknockt und auf eine Menge falscher Pferde gesetzt. Außerdem sei die Bundeswehr schon längst nicht mehr einsatzfähig. Zusammengenommen jedoch sei das wirlklich gut. Denn niemand käme mehr auf die Idee, in Deutschland einmarschieren zu wollen.

Reframing – was ist das?

Das, was der Herr Nuhr da von sich gegeben hat, ist Reframing at its best!

Allerdings nur, wenn wir davon ausgehen, dass das Verhalten der bisherigen Bundesregierungen in irgendeinem Kontext sinnvoll war, eine Bedeutung hatte und dass eine positive Absicht dahintersteckte. Ein Grundsatz wurde definitiv vernachlässigt: „Wenn etwas nicht funktioniert, versuche nicht mehr desselben, sondern etwas anderes.“

Aber auch Politikerinnen sind Menschen und treffen so wie wir zu jedem Zeitpunkt die beste zur Verfügung stehende Wahl. Wüssten wir es besser, wir würden es besser machen. (Bei den Politikerinnen bin ich mir diesbezüglich nicht so sicher. Doch Politik ist heute nicht mein Thema.)

Die genannten Punkte sind übrigens Grundannahmen aus dem NLP (NeuroLinguistischeProgrammierung).

Reframing ist eines der NLP-„Werkzeuge“ – und Du kennst es garantiert. Denn ohne Reframing würden nur sehr wenige Witze funktionieren.

Hier ist einer:

Patientin: „Guten Tag. Ich bin depressiv.“ Therapeutin: „Und ich bin Dr. Müller.“

Wörtlich übersetzt kann „Reframing“ dreierlei bedeuten: neurahmen (Frame = Rahmen), umformulieren, umorientieren.

Reframing bedeutet "in einem anderen Rahmen sehen" - vier Bilderrahmen als Beispielsfoto.

Reframing ist allerdings nicht nur hilfreich, wenn Du beratend tätig bist und keine Lust auf Klientinnen hast. 😉 Es ist vor allem ein sehr machtvolles Tool, um problematische und/oder herausfordernde Situationen umzudeuten oder in einen anderen Zusammenhang zu bringen. Damit ermöglichst Du Dir eine neue Bewertung der Situation und wirst wieder handlungsfähig.

Warum ist das so? Wenn wir die Perspektive wechseln, fallen uns häufig eher Lösungen ein als wenn wir im Problemmodus verharren. Denn dann tendieren wir tatsächlich eher dazu, immer wieder das gleiche zu versuchen. Weil wir etwas anderes gar nicht erkennen können.

Lass uns zusammen schauen, wie Dir das Reframing helfen kann. Es gibt zwei Formen: Bedeutungs- und Kontextreframing.

Bedeutungsreframing

Ein Bedeutungsreframing ist immer dann angeraten, wenn Du auf ähnliche Situationen in immer der gleichen Weise reagierst (Ursache-Wirkung). Ein paar Beispiele:

  • Immer, wenn mein Mann die Zahnpastatube „falsch“ ausdrückt, ärgere ich mich.
  • Immer, wenn das Treppenhaus schmutzig ist, werde ich wütend.
  • Immer, wenn meine Kinder zu spät zum Essen kommen, fühle ich mich ungeliebt.
  • Immer, wenn ich eine volle To-Do-Liste habe, verspannt sich meine Nackenmuskulatur.
  • Immer, wenn ich in den Spiegel gucke, erschrecke ich mich. 😉

Niemand antwortet auf meine Bewerbung!

Eine Situation, die mich immer wieder ärgert oder aufregt: Auf eine Bewerbung bekomme ich keinerlei Reaktion, sehe aber, dass die angebotene Stelle immer noch vakant ist.

Warum ärgert mich das? Weil ich glaube, dass man mich und meine Qualifikation nicht anerkennt und vermute, dass es an meinem Alter liegt.

Wie kann ich diese Erfahrung „reframen“? Indem ich sie in einem größeren oder kleineren Rahmen betrachte, sie zeitlich oder räumlich anders einordne, die Perspektive wechsle (z.B. mit der Sicht eines Kindes, eines Mannes oder eines alten Menschen) oder nach ähnlichen Erfahrungen in meinem Leben suche, die ich anders bewertet habe.

Wie kann das Ergebnis meines Reframings aussehen? Zum Beispiel so:

  • „Für eine Arbeitgeberin, die so unhöflich ist, will ich nicht tätig sein.“
  • „Ein Mann würde wahrscheinlich denken, dass die Personalabteilung schlecht organisiert ist und er das viel besser könnte.“
  • „Angesichts meiner vielen erfolgreichen Bewerbungen fallen diese paar unbeantworteten überhaupt nicht ins Gewicht.“
  • „Großartig! Jetzt habe ich genug Zeit, um an meinen Angeboten für die Flowing Fifties zu arbeiten!“

Welche Situationen in Deinem Leben gibt es, auf die Du in immer der gleichen Weise reagierst? Sind es Situationen, die Du beeinflussen kannst? Dann hast Du auch die Möglichkeit, sie in einen anderen Zusammenhang zu stellen und Deine Verhaltensweise bzw. Deine Reaktion darauf zu ändern.

Oder ärgerst Du Dich über etwas, das jemand anderes tut? Dann ist es sinnvoll, Dich nur auf Deine Anteil an und Bewertung der Situation zu konzentrieren. Einen anderen Menschen kann auch eine Reframingweltmeisterin nicht ändern.

Kontextreframing

Beim Kontextreframing gehen wir davon aus, dass ein unerwünschtes oder problematisches Verhalten/Erlebnis in irgendeinem anderen Rahmen sinnvoll ist oder war. Du kannst das immer dann anwenden, wenn Du Dich bzw. etwas, das Du oder jemand anderes tun, mit „zu…“ bewertest:

  • „Ich bin zu sensibel“
  • „Ich bin zu ungeduldig.“
  • „Meine Chefin ist zu pingelig.“
  • „Meine Stimmungen schwanken zu sehr.“

Ungeduld kann z.B. in Situationen, in denen schnelles Handeln erforderlich ist, eine sehr sinnvolle Charaktereigenschaft sein. Deine pingelige Chefin rettet mit ihrer Genauigkeit die wichtige Zertifizierung des Betriebes – und damit vielleicht auch Deinen Arbeitsplatz. Mit Deiner (Hoch-)Sensibilität gelingt es Dir sehr häufig, die Stimmung Deines Gegenübers oder einer Gruppe richtig einzuschätzen und adäquat darauf einzugehen.

Ich mache immer alles gleichzeitig!

Einer meiner liebsten Selbstvorwürfe lautet „Ich mache und denke immer viel zu viel gleichzeitig!

Jetzt kann ich mich fragen in welcher Situation Multitasking sinnvoll ist oder war. Als erstes fällt mir die Zeit ein, in der ich ein eigenes Fitnessstudio hatte. Denn ich konnte immer sehr schnell reagieren, wenn jemand eine Frage an mich hatte – und mich danach wieder direkt dem zuwenden, was ich vor der Unterbrechung getan habe.

Gerade jetzt „multitaske“ ich auch: Statt erst den Artikel herunterzuschreiben, bastele ich gleichzeitig die Links hinein, recherchiere auf anderen Websites und in meinen Unterlagen und schaue mit dem dritten Auge nach Fehlern.

Ein anderes Beispiel: Die Tochter ist Deiner Meinung nach extrem starrsinnig und das nervt Dich. Überlege einmal, wie hilfreich genau dieser Starrsinn ist, wenn es darum geht, eine Sache zu Ende zu machen oder einen ungebetenen Verehrer wieder loszuwerden.

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, statt eines Kontextreframings unser Verhalten zu ändern. Wenn ich z.B. feststelle, dass Multitasking beim Schreiben von Artikeln wenig hilfreich ist, kann ich üben, nur eine Sache zur Zeit zu tun. Dafür gäbe es verschiedene Möglichkeiten: Offline in Word schreiben, möglichst alle Ablenkungen ausschalten, zuerst recherchieren, dann schreiben (oder umgekehrt) und erst ganz zum Schluss Korrektur lesen und Links einfügen.

Es gibt immer eine positive Absicht – Du musst sie nur finden!

Bestimmt kennst Du die Geschichte von Thomas Alva Edison, dem großen Erfinder und Geschäftsmann. Natürlich hatte er wie jeder Mensch, der Neues erschaffen will, auch Fehlschläge. Darauf angesprochen soll er sinngemäß geantwortet haben: „Ich hatte keine Fehlschläge, sondern habe mehr als 100 Möglichkeiten gefunden, wie etwas nicht funktioniert.“ Auch das war Reframing.

Die Annahme, dass jedes Verhalten in einem bestimmten Zusammenhang sinnvoll ist, eröffnet uns die Möglichkeit, vom Selbstvorwurf ins Handeln zu kommen. Denn es bedeutet, dass wir unser Verhalten ändern können. Die Voraussetzung ist natürlich, dass wir etwas als nicht sinnvoll oder zielführend erkennen.

Reframing ist also nicht nur ein sehr machtvolles Werkzeug in den unterschiedlichsten Beratungssituationen, sondern auch gut zum Selbstcoaching geeignet.

Wenn es allerdings um Situationen und Verhaltensweisen geht, unter denen Du schon sehr lange leidest und die Deine Lebensqualität einschränken, kann es sinnvoll sein, Dir professionelle Unterstützung zu holen. Denn nicht immer gelingt uns der Perspektivwechsel ohne ein Gegenüber, das uns Impulse gibt oder – im Gegensatz zu uns – von außen auf das Problem schauen kann.

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3 Gedanken zu „2 Formen des Reframing oder „Bei uns marschiert garantiert niemand ein!““

  1. Pingback: Mein persönliches Mission Statement – Sabine Scholze - Dein Guide durch die Flowing Fifties

  2. Liebe Sabine,
    das ist ein großartiger Beitrag, der mich gerade eben in einigen Punkten abgeholt hat (z. B. Erfahrungen zu reframen). Ich konnte ein paar interessante Sichtweisen mitnehmen, die ich in Zukunft anwenden werde.
    Herzliche Grüße
    Evelyne

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