Gerade musste ich Frollein Frieda zurechtweisen. Als wir mit unserem Spaziergang schon wieder kurz vor Dankelshausen waren, hat sie sich immer wieder nach hinten umgesehen und blieb dafür jedes Mal abrupt stehen. Ich habe kurz an der Leine geruckt (leicht und ohne Gefahr für die Halswirbelsäule; nur, falls hier besorgte Hundetrainerinnen oder -halterinnen mitlesen…) und ihr gesagt: „Frieda, wir müssen nicht nach hinten sehen. Wir gehen nach vorn.“
Aber bevor ich weitergehe, werfe ich trotzdem einen Blick zurück auf den November 2021. Er hat es verdient, dass ich ihn noch einmal liebevoll betrachte.
Die schönen Seiten am November entdecken
Im November 2021 habe auch ich mich immer wieder umgedreht und einen Blick in die Vergangenheit geworfen. Teilweise hatte das Gründe, die außerhalb meines Einflussbereiches lagen, viel häufiger jedoch habe ich freiwillig zurückgeschaut.
Der November wird von vielen Menschen als der schlimmste Monat des Jahres bezeichnet. Einmal, weil das Wetter sich gern grau, neblig und nasskalt präsentiert, zum anderen, weil in diesem Monat traditionell der Toten gedacht wird, und das gleich dreimal: am Totensonntag, am Volkstrauertag und an Allerseelen/Allerheiligen.
Die Tage werden immer kürzer und die kahlen Bäume tun ihr Übriges, um uns an die Endlichkeit zu erinnern.
Diesen schlechten Ruf hat der November zumindest in diesem Jahr bei mir nicht. Ich habe mich auf Rückzug, Besinnung, Dunkelheit und Kerzenlicht gefreut. Außerdem entdecke ich besonders jetzt sehr viele schöne Seiten am November: Es gibt unglaublich viele Schattierungen von Grau. Außerdem tut es gut, von Wind und Regen durchgewirbelt zu werden – insbesondere wenn eine warme, helle Wohnung wartet.
… und trotzdem leben! – Neuorientierung
Seit vielen Jahren begleiten mich die Tarotkarten. Sie sind für mich ein wichtiges Mittel, um mir über meine Gedanken und Gefühle klar zu werden, sie helfen mir bei Entscheidungen, die zu treffen sind und leiten mich durch den Tag oder die Woche.
Nein, ich betätige mich nicht als Wahrsagerin in eigener Sache! 😉 Vielmehr hat meine Arbeit vor allem mit dem Crowley-Tarot einen meditativen Charakter. Zumal ich bisher noch keinen Zugang gefunden habe, um „einfach so“ zu meditieren.
Während der letzten beiden Monate ziehe ich immer wieder zwei Karten – dieselben zwei aus einem Stapel von 78 Karten! Die Mathematikerinnen unter Euch sind herzlich eingeladen, die Wahrscheinlichkeit dafür auszurechnen und mir einen Kommentar dazulassen. Ich behaupte ganz unmathematisch: Gering, sehr gering.
Vor allem fand mich immer wieder der Magier. Diese Karte hatte neben sehr vielen anderen Botschaften vor allem diese für mich: „Finde heraus, welchen Rahmen du brauchst, um mit deinen vielfältigen Fähigkeiten und Talenten möglichst viele Menschen zu unterstützen!“
Darüber habe ich sehr lange nachgedacht. Aber mir ist nichts eingefallen. Denn ich wollte doch immer so viele Dinge gleichzeitig tun wie irgendwie möglich! Ich bin doch ein kreatives, vielbegabtes, Multitalent!
Also nahm ich wieder die Tarotkarten zu Hilfe, diesmal das Deck „Daughters of the Moon“. Das ist sehr matriarchalisch angehaucht, ich habe keine Ahnung, was die einzelnen Karten bedeuteten – und auch keine Literatur dazu.
Ich zog Hekate und „die weise Alte“. Hekate ist eine griechische Göttin, die einen gewissen Sonderstatus einnimmt und nicht in die Hierarchie des Olymp passt. Und sie ist eine Mittlerin zwischen den Reichen der Lebenden und der Toten, eine Göttin der Übergänge und den Menschen, insbesondere den Frauen sehr zugetan.
Ein paar Tage danach sprach ich mit meiner wichtigsten Beraterin über diese Auslage. Und über die Idee der Trauerbegleitung, die inzwischen in meinem Gehirn aufgeploppt war. Wir brauchten gemeinsam keine Stunde, um die Bezeichnung „Trauergefährtin“ zu wählen und (m)einen Claim zu formulieren: „… und trotzdem leben!“
Eine Woche überströmender Kreativität und Produktivität
… folgte auf die Erkenntnis und das Gespräch. Ich gestaltete meine Website komplett um, formulierte Beiträge neu, warf die nicht mehr passenden hinaus, schrieb einen Newsletter, entwarf ein Geschenk für Neu-Abonnentinnen meines Newsletters (der jetzt „Briefe an Dich“ heißt), änderte mein Facebook- und Instagram-Profil, bearbeitete Fotos und vereinbarte mit der Fotografin meines Vertrauens, Sabine Prilop, für den 14. Dezember einen Termin.
Wir werden ein Shooting auf dem Göttinger Stadtfriedhof und drumherum machen. An dem Ort, an dem meine Mutter mit mir spazierengegangen ist, als ich noch im Kinderwagen saß und an dem sie ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. Der Ort, an dem ich vor inzwischen sechs Jahren das Fotografieren entdeckt habe und dem ich anlässlich der sehr unkonventionellen Beisetzung meiner Mutter im dortigen Friedpark gemeinsam mit dem Liebsten meine zweite Trauerrede gehalten habe. Er hat sich übrigens bei ihr für ihre wunderbare Tochter bedankt (das bin ich! :-)) und mit den Worten: „Elisabeth, wir sehen uns auf der anderen Seite des Weges!“ verabschiedet.
Heute Mittag habe ich noch eine schöne Aufgabe geschenkt bekommen: Ich darf malen. 🙂 Ich kann nicht malen. Aber weil Malen können auf meiner All-Time-Wunschliste steht, werde ich todesmutig damit anfangen. Ich habe bunte Faserschreiber, Wachsmalstifte und irgendwo möglicherweise noch einen alten Tuschekasten. Du wirst unter den Ersten sein, die das Ergebnis zu sehen bekommen.
Auf den letzten Drücker habe ich noch einen Platz in einer Online-Weiterbildung als Trauerbegleiterin gefunden. Jetzt lerne ich seit ein paar Tagen eine Menge über Formen der Trauer, Trauerrituale anderer Kulturen, Gründe für Trauer und was sie mit Menschen macht.
Blogbeiträge aus dem November 2021 – nicht nur von mir
Am 8. November habe ich den letzten Lauf des virtuellen Südniedersachsen-Cups absolviert. Das Ergebnis: Erste meiner Altersklasse, Fünfte in der Gesamtwertung und Zweite im Gesamt-Cup (bei den „älteren“ Damen…). Das Wichtigste jedoch war, dass mein Liebster mich während des ganzen Laufes begleitet hat. So präsent hätte er im „wirklichen“ Leben wahrscheinlich nicht sein können. Er hasste Laufen. Hat mich aber trotzdem immer gefahren, alles organisiert und im Ziel auf mich gewartet, wenn er das einrichten konnte. Deshalb habe ich ihm diesen Lauf gewidmet. „Laufen für den Liebsten“ ist der Titel dieses Beitrags.
Viele der anderen Artikel, die ich im November geschrieben habe, sind nicht mehr auf der Seite, weil sie mir nicht mehr passend erschienen. Sie werden sicher irgendwann auf meinen anderen Seiten auftauchen. Vielleicht bei den Denkversuchen. Ich muss nur herausfinden, wie ich wieder in diesen Account hineinkomme… 😉
Zwei Interviews zum Thema „Tod und Abschied“ habe ich geführt: Mit Nicole Borho, der wunderbaren, herzensklugen Frau mit der Seelenkissen-Werkstatt und mit Hilkea Knies, Sängerin, Gesangspädagogin, Multitalent und natürlich ebenfalls Betreiberin zweier Seiten.
Natürlich gab es auch wieder einen 12. November. Den habe ich in mittlerweile guter „12 von 12„-Tradition bebildert.
Auch meine Bloggerinnen-Gäng hat im November 2021 geschrieben
Mit sehr viel Freude und Vergnügen habe ich auch den einen oder anderen Artikel meiner Bloggerinnen-Gäng gelesen:
- Uli Pauer hat mit ihrem unnachahmlichen (Wiener) Humor über die verschiedenen Grautöne ihrer Heimatstadt geschrieben.
- Die im wahrsten Sinne des Wortes zauberhafte Veronika Stix hat mir fünf Gründe geliefert, wie ich es schaffe, mich vom Meditieren fernzuhalten. 😉
- Bei Barbara-Mira Jakob habe ich einen spannenden Artikel über dunkle weibliche Archetypen gefunden und verschlungen. Und dann gleich ihre Begleitung durch die Rauhnächte gebucht, auf die ich mich jetzt schon sehr freue.
- Die Wortakrobatin Umani hat sich nicht mit einem einzelnen Artikel zufrieden gegeben, sondern gleich ein ganzes Buch geschrieben. Das für mich leider ein klitzekleines bisschen zu spät kommt, weil ich schon vor längerer Zeit meine erste eigene Wohnung gemietet habe. Das Buch heißt „Start ins Leben“ und ist für junge Menschen garantiert eine echte Hilfe. Und vielleicht auch ein schönes Weihnachtsgeschenk?
- Das Frollein Frieda hat ihren Freund Neo verabschiedet, der vor ein paar Tagen über die Regenbogenbrücke gegangen ist.
Was erwarte(t) (m)ich im Dezember?
Zunächst habe ich ordentlich zu tun, alle Seminare für den ersten Teil meiner Weiterbildung zur Trauerbegleiterin nachzuholen. Das tue ich an der Naturheilschule Isolde Richter. Geleitet wird die Weiterbildung von Savina Tilmann, deren Wissen und Art der Präsentation mich schon während der ersten halben Stunde begeistert haben. Ich freue mich auf mehr.
Während ich diesen Monatsrückblick abschließe, multitaske ich ein bisschen, zugegeben. Ich habe einen dreitägigen Workshop gebucht, bei dem es um die Ziele 2022 geht. Allerdings sagt mir mein Gefühl, dass meine „erangehensweise eine andere ist… Mehr aus meinem Inneren heraus.
Wenn es mir gelingt, die Aufbauanleitung meines im November erworbenen Hund-Mensch-Adventskalenders zu befolgen, ohne das Ding an die Wand zu werfen oder wutentbrannt darauf herumzuspringen, werden das Frollein Frieda und ich bestimmt eine gute Zeit haben. Und wenn das mit dem Adventskalender nicht funktioniert, verschenke ich ihn an die Hundetrainerin meines Vertrauens und nehme an einem kostenlosen Seminar „Die unsichtbare Leine“ teil.
Dann werde ich meine „Mal-Aufgabe“ angehen. Mein Liebster hätte gesagt, dass dies eine Tätigkeit „für die langen Adventsabende“ sei. Während derer er gern mit wechselndem Erfolg versucht hat, seine Werkstatt aufzuräumen.
Irgendwann im Dezember werde ich meine 2021 Ultra-Challenge geschafft haben. Es fehlen nur noch 132,31 Kilometer bis zum Ziel. Das hätte ich Anfang dieses Jahres nicht gedacht…
Achja, dieses Jahr versuche ich am Jahresrückblog 2021 von Judith Sympatexterin Peters teilzunehmen. Das steht für mich zwar nicht im Fokus, ist aber möglicherweise hilfreich bei der Neuorientierung für 2022.
Für Weihnachten habe ich nur einen Wunsch
… aber der ist wahrscheinlich unerfüllbar. Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder zu ihrem Herzen zurückfinden. Dass sie Verständnis zeigen statt Sündenböcke zu suchen, dass sie die Empathie wieder entdecken statt entrüstete Meinungsäußerungen bei Social Media zu posten. Dass wir aus dem, was uns die Erde inzwischen mit Megafon und voller Verzweiflung ins Ohr schreit, endlich etwas lernen.
Es geht nicht um die nächste Impfung. Es geht nicht darum, die Schuld bei Wemauchimmer zu suchen. Es geht nicht um G, Omega, Pi oder #XYZ. Es geht nicht darum, wer wann in welchem Land und auf welchem Kreuzfahrtschiff Urlaub machen, zur Friseurin oder ins Konzert gehen darf.
Es geht darum, dass wir eigentlich lieben und verstehen sollten. Blöderweise ist davon gerade nicht viel zu merken…