Vieles war schöner. Nichts war mehr wie früher.
„Also… Dass ich eine faule Sau bin, wissen Sie ja bereits, und Sie kennen auch meine diversen Anteile, die immer schlafen, fressen, rumhuddeln wollen. Die waren ausnahmsweise nicht schuld. Ich war ganz allein schuld. Ich habe mich verliebt. Ernsthaft. Und das scheint wesentliche Teile des Lebens auf Links zu stülpen. Bei mir jedenfalls.Auf einmal sind sportliche Großleistungen nicht mehr wichtig, der aktuelle Fitnesslevel gleichgültig, weil man die frisch erworbenen Speckrollen mit den Augen des Liebsten sieht, Bekleidungsgegenstände aus promiskuitiven Zeiten wandern in den Altkleidercontainer (bin gespannt, wie die in Afrika aus dem Kram anständige Klamotten schneidern wollen!), die Fotos aus fitten Zeiten in den Papierkorb, weil anderes wesentlich wird, denn man will lecker essen, mit dem Liebsten in bequemen Klamotten herumwöltern, die besten Freunde werden schmählich im Stich gelassen und mit Mails des Inhalts „Sorry, ich mag Dich immer noch – aber ich kann gerade nicht!“ abgespeist. Nichts ist mehr wichtig. Man ist verliebt. Man muss ein neues Leben anfangen. Man will alles anders machen. Alles, wirklich alles. Ausnahmslos alles.Und alles ist ganz wunderschön. Man bekommt Herzrasen, wenn man den Liebsten auch nur in der Nähe vermutet. Ein neues Leben beginnt.So geschehen.Entschuldigen Sie mein Geschwafel. Das macht man so, wenn man verliebt ist und ein neues Leben begonnen hat.Alles ist anders.Vieles ist schöner.Nichts ist mehr wie früher.“(http://denkversuche.blogspot.com/2013/03/erklarungsversuche.html vom 24.03.2013; seit drei Monaten schwerstens verliebt…)
Nichts ist mehr wie früher. Manches ist schön.
Meine Tage beginnen jetzt etwas später; statt der für mich normalen fünfeinhalb Stunden Schlaf wollen Körper und Geist jetzt gern sieben.
Statt eines kurzen Briefings am frühen Morgen bei Milchkaffee halte ich ein wertschätzendes Selbstgespräch, während ich meine Laufklamotten zusammensuche.
Irgendetwas in mir schreit nach einkettigen Kohlenhydraten – und bekommt sie auch, wenn es vorher ein paar Karotten gegessen und das Fastenintervall eingehalten hat. Wegen der Gesundheit, des besseren Gewissens und weil ich die verliebten Speckröllchen jetzt nicht mehr brauche.
Abendessen fällt immer häufiger zugunsten des Schreibens aus, und ich finde es erstaunlich, wie schnell ich dieses „19:00-Uhr-Ritual“ abgelegt habe. Stattdessen eine aufgiebige Hunderunde und lange, einseitige Gespräche mit dem Liebsten. Allerdings bin ich sicher, dass irgendetwas von dem, was ich ihm erzähle, irgendwo ankommt.
Ich mag das Licht am Abend. Und obwohl ich schon wieder Tränen in den Augen habe, arbeitet sich ein Gefühl von Zuversicht an die Oberfläche.
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