„Ach, geh mir doch mit diesem Muttertagsgedöns weg!“ war regelmäßig der Kommentar meine Mutter, wenn ich sie nach ihren Wünschen für diesen Tag fragte.
Als ich klein war, zeigte sie sich wesentlich geduldiger: Sie aß todesmutig das von mir gekochte Essen und schreckte auch vor dem selbstgebackenen und recht dunklen Muttertagskuchen nicht zurück.
Nicht nur damit hat sie Wurzeln gegeben. Auch ihre Auftritt beim Elternsprechtag war legendär: Auf die „Diagnose“ meines Mathelehrers, ich könne nicht logisch denken, antwortete sie: „Sabine kann genauso gut denken wie ihre Klassenkameradinnen. Aber Sie sind als Lehrer offensichtlich nicht der Richtige.“
Ihre Frage, was genau ich eigentlich studiere (ich stand kurz vor dem Diplom), fand ich gleichzeitig befreiend und verletzend. Befreiend, weil sie mir damit gezeigt hat, dass es ihr egal ist, was ich mache. Weil sie sicher war, dass ich es gut machen würde. Verletzend, weil ich mir ein bisschen mehr Interesse von ihr gewünscht hätte.
Ganz egal, was meine Mutter getan oder gelassen hat: Sie hat es mit und aus Liebe zu mir getan. Und ich weiß, dass ich ohne sie nicht zu dem freiheitsliebenden, selbstbewussten, empathischen und autarken Menschen herangewachsen wäre, der ich heute bin.
Danke, Mutti!