Da ist dieser ältere Herr.
Eine gute halbe Stunde vor der Öffnungszeit des örtlichen Gemischtwarenladens patrouilliert er durchs Dorf. Er fährt mit seinem SUV (natürlich fährt er einen SUV!) herum und blockiert spätestens 10 Minuten vor der Öffnungszeit die noch verschlossene Eingangstür.
Diesen älteren Herrn kann ich nicht leiden. Ich habe noch nie ein Wort mit ihm gewechselt, er hat mir auch nichts getan, ist vielleicht sogar sehr nett. Aber trotzdem … Er nervt!
Und befindet sich in der gleichen Schublade wie die gestern von mir beschimpften Politikerinnen.
Jetzt verrate ich Dir ein Geheimnis: Weder er noch all die anderen, über die ich mich regelmäßig aufrege, wissen, wie sehr sie mich ärgern. Trotzdem haben sie Macht über meine Stimmung. Ob das alles Göttinnen sind???
Nope. Ich mache das ganz allein. Indem ich mich über Dinge und Menschen aufrege, die meilenweit außerhalb meines Einflussbereiches unterwegs sind. Aber damit gebe ich ihnen Macht.
Will ich das? Nein.
Ganz davon abgesehen weiß ich nicht, was „meinen“ älteren Herrn frühmorgens umtreibt. Vielleicht ist seine Frau gestorben und er fühlt sich einsam?
Ob ich mit Mitgefühl oder auch nur ohne Ver-Urteil-ung besser lebe? Ganz sicher.