Möglichkeiten, nichts als Möglichkeiten – wohin Du auch siehst!
Manchmal gibt es sogar mehr Möglichkeiten, als wir überhaupt wollen und brauchen.
Und doch…
„Ich muss mich jetzt darum kümmern.“
„Ich muss das jetzt irgendwie unter Kontrolle bekommen.“
„Ich muss mich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten.“
„Ich muss arbeiten gehen.“
„Ich muss auf X Rücksicht nehmen.“
Das klingt irgendwie so gar nicht nach Möglichkeit, sondern viel mehr nach Zwang.
Oder haben wir uns möglicherweise entschieden, unsere Möglichkeiten nicht wahrzunehmen?
Sitzen wir gar nicht in der Falle? Und wenn doch: Wer hat uns dort hinein getrieben?
Was, wenn das Gefühl, in der Falle zu sitzen, eine Einbildung wäre? Was, wenn wir nicht von „den Umständen“, den (vermeintlichen) Erwartungen anderer oder unserer eigenen Erwartungshaltung uns selbst gegenüber kontrolliert würden?
Was, wenn es gar nicht darum ginge, dass wir perfekt oder regelkonform sind? Was, wenn wir uns nur darum kümmern müssten, welche Möglichkeiten gerade vorhanden sind? Was, wenn die Entscheidung immer bei uns läge?
Boah, ey!
Wir könnten Entscheidungen treffen, die für uns gut sind – und ohne Schuldgefühle zu haben.
Wir hätten die Wahl. Immer und zu jedem Zeitpunkt.
Wäre das die ersehnte Freiheit?
Liebe Sabine,
Viele gute Fragen kommen da von dir!
Der erste Schritt ist, sich diese Fragen überhaupt zu stellen, und wer weiß:
sieh dieses Gedicht von Rilke!
„Über die Geduld“
Man muss den Dingen
die eigene, stille
ungestörte Entwicklung lassen,
die tief von innen kommt
und durch nichts gedrängt
oder beschleunigt werden kann,
alles ist austragen – und
dann gebären…
Reifen wie der Baum,
der seine Säfte nicht drängt
und getrost in den Stürmen des Frühlings steht,
ohne Angst,
dass dahinter kein Sommer
kommen könnte.
Er kommt doch!
Aber er kommt nur zu den Geduldigen,
die da sind, als ob die Ewigkeit
vor ihnen läge,
so sorglos, still und weit…
Man muss Geduld haben
Mit dem Ungelösten im Herzen,
und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben,
wie verschlossene Stuben,
und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache
geschrieben sind.
Es handelt sich darum, alles zu leben.
Wenn man die Fragen lebt,
lebt man vielleicht allmählich,
ohne es zu merken,
eines fremden Tages
in die Antworten hinein.
Rainer Maria Rilke (1875 – 1926)
Herzlichen Gruß
Johanna
Liebe Johanna, wäre dieses wunderschöne Gedicht (das ich noch nicht kannte) nicht so lang, hätte ich mein nächstes Tattoo. 😉 Danke, dass Du das hier geteilt hast – denn es passt unglaublich gut.
Herzlichst
Sabine