Als Radiohörerin wirst Du mittwochs in der Morgensendung Deiner Wahl hören: „Bergfest! Durchhalten – die Hälfte ist geschafft!“
Ob die Mehrheit der Menschen dort draußen wirklich ein Bergfest feiert und verzweifelt auf das Wochenende wartet? Wie mag das Leben von jemandem aussehen, die so denkt?
Wenn das Leben nur samstags und sonntags stattfindet, werden immerhin fünf Tage unterschlagen.
Was muss ich alles in mein kurzes Wochenendleben packen, wenn ich fünf von sieben Tagen nicht lebe, sondern arbeite? Wie sieht dieser unglaublich großartige unvergleichliche wunderschöne Höhepunkt aus, der mich dazu bringt, die anderen fünf Tage so schlimm zu finden, dass sie in zwei Hälften geteilt werden müssen, um erträglich zu sein?
Geht das überhaupt? Leben an nur zwei Tagen?
Findet Leben nicht immer statt, gleichgültig, ob ich gerade arbeite oder nicht? Verweigere ich nicht mein Leben, wenn ich es auf zwei Tage begrenze? Begrenze ich dann nicht mich?
Was ist mit den Radiomoderatorinnen? Warten Sie auch darauf, endlich Feierabend, Wochenende, Urlaub zu haben? Finden auch sie das, was sie tun, so richtig übelbeschissengrauenhaft und hoffen gemeinsam mit ihren Zuhörerinnen verzweifelt auf das Ende dieses mehr oder weniger tarifgebundenen Horrorfilms?
Heute ist Donnerstag. Ich arbeite und lebe gleichzeitig – ich Systemverweigererin, ich…
Und Du so???