Der Strand liegt geschützt, so dass der Wind ein wenig abgehalten wird. Mir ist nicht nach stürmischem Wehen, sondern nach einem sanftem Streicheln.
Für den Rest meines Lebens könnte ich hier sitzen und nichts tun als mich vom Glanz der untergehenden Sonne auf dem Wasser blenden und von der Symphonie der über Kieselsteine gleitenden Wellen betören zu lassen. Kreta ist eine große Betörerin. Nirgendwo sonst gibt es dieses Licht, das schon am späten Nachmittag das Meer erstrahlen läßt, leuchtende Wellen, eine Bahn von kleinen Sonnensprenkeln auf der Wasseroberfläche, dann, mit der sinkenden Sonne, wandelt es sich vom Gleißen in ein ruhiges, schimmerndes Orange, noch immer blendend, noch immer sinnebeflügelnd und tränenrührend.
Ich gehe langsam ins Wasser, lasse mich los, genieße es, von den Wellen geschaukelt zu werden, die Arme weit ausgebreitet, das Gesicht zur Sonne.
Ich atme die Insel ein, sterbe glückselig und komme neu und staunend in die Welt zurück. Kreta entlockt mir Tränen der Freude, der Sehnsucht, aber auch der Trauer, weil ich immer wieder fort muß, weil jeder Abschied mir das Herz zerreißt und ich die Sehnsucht spüren kann, während ich noch da bin.
Denn hier bin ich Ruhe und Genuss und kindliches Staunen. Nichts liegt ferner als Perfektion oder auch nur das Streben danach. Es ist. Es fließt. Es glänzt.
Welche Probleme haben noch eine Bedeutung angesichts der untergehenden Sonne? Warum über ein Business nachdenken, wenn dieses Meer perfekt gerundete Steine ans Ufer trägt?
Nirgendwo sonst gibt es Farben wie diese, nirgendwo sonst bringt Schönheit selbst die Geschwätzigsten zum Verstummen, nirgendwo sonst genügen Geräusche wie die ans Ufer spielenden Wellen, und nirgendwo sonst gibt es das Glück, das ich hier immer wieder finde.
Red Beach, Kreta, 2010
Mehr „Kretische Träume“ findest Du in einem meiner ersten Blogs.