Sabine Scholze Newsletter
Liebe/r Abonnent,

Können Sie bügeln? Auch schwierige Sachen?

Ich nicht.

Trotzdem habe ich gestern versucht, ein T-Shirt zu bügeln. So eines mit einer ganz beschissenen Form, überhaupt nichts für Bügelanfänger. Das nicht einmal mir gehört, sondern einer Bügelfetischistin. Die ganz genau weiß, dass ich das nicht kann.

Als wir uns einmal darüber unterhielten, dass ich normalerweise nichts bügele, kam dieses „Aha!“. Sie wissen schon, eins dieser tödlichen „Ahas“, die nur (Schwieger-) Mütter und Ehefrauen benutzen.

Hätte die dieses drecksblöde T-Shirt nicht jemandem geben können, der sich mit so etwas auskennt? Natürlich nicht! Sie weiß schließlich ganz genau, dass ich mir wegen meiner fehlenden hausfraulichen Qualitäten vorkomme wie der letzte Volltrottel.

Das hat die so geplant! Die will mir eins auswischen!

Ich sollte dieses verdammte Mist-Bügeleisen einfach auf dieses Scheiß-T-Shirt stellen und darauf warten, dass es qualmt! Echt jetzt! Oh, wie ich das hasse! Immer diese hinterlistigen Aktionen!

Und jetzt scheint auch noch die fucking Sonne!*


Sie erinnern sich? Im meiner letzten Mail hatte ich Ihnen Paul Watzlawiks „Anleitung zum Unglücklichsein“ und seine Geschichte mit dem Hammer ans Herz gelegt.

*Für die "fucking Sonne" geht an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Erfinderin des Ausdrucks. Ich hoffe, es ist okay, dass ich ihn ausgeliehen habe!
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Um so wütend zu werden, dass ich sogar die Sonne für ein A... halte, brauche ich kein WhatsApp, kein Social Media und kein echtes Gegenüber! Mir reicht ein Selbstgespräch.

Ich kann mich ganz allein schlecht denken!


Und wenn ich damit fertig bin, bin ich maximal krawallgebürstet und fühle mich mies, weil ich nichts kann und nichts bin und niemand mich liebt und überhaupt!

Was passiert da in meinem Kopf?

Gehirn und Fragezeichen

Schauen wir gemeinsam nach:


Da ist dieses T-Shirt, das ich für jemanden gewaschen habe. Die Aufgabe, es auch zu bügeln, habe ich mir selbst gestellt. Wohl wissend, dass ich nicht bügeln kann.

Statt mich wütend zu denken, hätte ich...
  1. ... das T-Shirt im Rahmen meiner Möglichkeiten bügeln und später mit den Worten „Sorry, ich habe alles gegeben. Besser ging nicht.“ an die Besitzerin zurückgeben können.
  2. ... mir sagen können, dass ich die Stunde, die ich brauche, um dieses T-Shirt zu bügeln, lieber sinnvoll nutzen sollte, es sorgfältig zusammenlegen und das Thema für beendet erklären können.
  3. ... das T-Shirt meinem lieben Mann geben können. Der kann bügeln.
Mir hat sich Nummer 4 aufgedrängt: Die Person, die mir das blöde Ding zum Waschen gegeben hat, ist ein ganz gemeiner Mensch und hat das nur getan, um mich zu ärgern.

Und mitten im schönsten Wutanfall zeigt sich auf einmal die Sonne? Unverschämtheit! Wenn ich wütend bin, brauche ich es dunkel. Ich brauche Sturm, Wolken und Regen. Wie soll ich mich sonst ordentlich in dieses Gefühl hineinsteigern?

Was für ein unglaublicher Blödsinn!

Wolken

Hilfe! Wie komme ich aus der Nummer wieder raus?


Was würden SIE tun? Schreiben Sie mir!

Meine (Auf-) Lösung gibt es im nächsten Brief.

Für heute haben Sie es schön! Sofort! ;-)

Herzlichst, Ihre

Sabine Scholze
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