Sabine Scholze Newsletter
Liebe/r Abonnent,

Die folgende "Unterhaltung" werden Sie so oder ähnlich in vielen Chats finden:


14:30 Uhr/Ich: „Könntest du bitte auf dem Nachhauseweg Hundefutter mitbringen?“ Ein Häkchen. Zweites Häkchen. Nicht blau.

14:40 Uhr/Ich (es denkt in mir): „Es ist immer dasselbe! Wenn er sich mit mir unterhält, wird auf das Scheißding geguckt, auf Mails geantwortet, werden Nachrichten verschickt… Aber wenn ich mal was von ihm will…!“

14:45 Uhr/immer noch keine blauen Häkchen: „Verdammt nochmal! Wenn ich mal nicht sofort reagiere, werde ich angemault! Aber klar, meine Nachrichten sind ja auch nicht so wichtig!“

14:50 Uhr/Ich: „Hat sich erledigt.“ Weil ich losgelaufen bin und selbst Hundefutter gekauft habe. Grollend. In mich hineinmaulend. Mich zurückgesetzt fühlend. Weil der mich nämlich nicht (mehr) liebt. Der reagiert ja nicht einmal auf meine Nachrichten! Mistkerl! Ignorant! Soll er doch seinen Scheißhammer behalten! (Wem der letzte Satz nichts sagt, möge einmal Paul Watzlawiks „Anleitung zum Unglücklichsein“ lesen; die Geschichte mit dem Hammer.)

Aber der wird schon sehen, was er davon hat! Jetzt gehe ich nämlich auch nicht mehr ans Handy. So!

365 gute Tage - wutfrei.
Ein paar Stunden später kommt der Mann nach Hause – mit einem Sack Hundefutter über der Schulter.

Als er den sieht, den ich gekauft habe: „Warum gehst du denn nicht ans Telefon? Ich habe mehrfach versucht, dich anzurufen.“

Ich, immer noch sauer: „Mein Fon war aus.“

Er, lächelnd: „Naja, ist nicht so schlimm. Bei meinem war der Akku alle. Habe dich vom Büro aus angerufen.“

Kommunikation via WhatsApp - so missverständlich!


Sie können sicher auch die eine oder andere Geschichte hinzufügen: Menschen, die ihre Beziehung per Messenger beenden. Freundinnen, die wütend aufeinander sind, weil die eine in ihrer Nachricht etwas geschrieben hat, was die andere verletzend fand. Arbeitgeber, die Dienstanweisungen via WhatsApp am Sonntag verbreiten. Und die ihre Angestellten für aufsässig halten, weil diese nach Feierabend nicht mehr verfügbar sind. (Familien-) Gruppen, in denen zwanghaft alle Mitglieder Fotos ihrer Mahlzeiten posten - und die man nicht zu verlassen wagt, weil man niemandem auf den Schlips treten will.

Wir sind getrieben von all diesen Nachrichten, aufploppenden Smileys, Statusmeldungen,... Und irgendwann tritt Verwirrung ein - so wie ein übersättigter Hund angesichts zu vieler Fress- und Trinknäpfe auch nicht mehr weiter weiß. ;-)
Kann_mich_nicht_entscheiden

ICH ärgere MICH


Mein Warten auf seine Antwort hat dazu geführt, dass ich einen beschissenen Nachmittag hatte. Ich war sauer, grollig, verletzt, habe alle seine „Schandtaten“ der letzten Wochen vor meinem inneren Auge aufgelistet, mich zurückgesetzt gefühlt, weil er ja auf alle anderen Nachrichten immer antwortet…

Dabei war ich ganz allein. Niemand war unfreundlich zu mir. Niemand hat gemeine Wörter zu mir gesagt. Es waren einfach nur zwei Häkchen nicht blau.
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Ich werde WhatsApp löschen!

Nicht nur diese Erfahrung hat dazu geführt, dass ich in einem ersten Schritt alle Benachrichtigungen, die mein Smartphone von sich gibt, abgeschaltet habe und nur noch alle zwei oder drei Stunden meine Nachrichten abrufe.

Und statt zum Beispiel meine Gassifreundin via WhatsApp zu einem Spaziergang einzuladen, werde ich sie zukünftig anrufen. Dann können wir uns nämlich viel schneller verabreden.

Im letzten Schritt werde ich WhatsApp von meinem Smartphone löschen. Ich habe nämlich außerdem keine Lust, mir von einem Datensammelmonster irgendetwas aufnötigen zu lassen. Und noch viel weniger Lust habe ich, auch nur einen weiteren beschissenen Nachmittag zu verbringen, weil ich eine Nachricht falsch verstanden oder auf meine nicht umgehend eine Antwort bekommen habe.
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Warum schreiben, wenn wir reden können?

Ob das funktionieren wird? Keine Ahnung? Ich werde Sie auf dem Laufenden halten.

Sie fragen sich, warum ich Ihnen das erzähle? Weil ich es gerade in der aktuellen Situation für sehr wichtig halte, dass wir miteinander reden. Richtig. Mit Worten statt mit Emojis.

Dass wir uns dabei bestenfalls sehen und im zweitbesten Fall zumindest hören. Denn nur dann können wir direkt nachfragen, wenn wir etwas nicht verstehen und müssen uns keine (konfliktträchtigen) Geschichten ausdenken, warum der/die Andere dieses oder jenes tut oder lässt.

Wie sehen Sie das? Schreiben Sie mir! Und wenn Sie gern lesen, was ich Ihnen schreibe, empfehlen Sie mich weiter; meine Ideen und Denkanstöße für 365 gute Tage sind nicht geheim! 😉

Reden Sie miteinander. Und haben Sie es schön! Sofort! ;-)

Herzlichst, Ihre

Sabine Scholze
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